Iran - Eine sicherheitspolitische Betrachtung

Der Faust Vorstand mit Herrn Kosten (zweiter von rechts) und Herrn Hess von der GSP (zweiter von links)

Am 16. Juli 2019 bot sich FAUST Mitgliedern und Interessierten mit Herrn Konstantin Kosten die Möglichkeit, besondere Einblicke zur politischen und gesellschaftlichen Lage des Iran zu bekommen. Herr Kosten sprach nicht nur aus der Erfahrung jahrelanger politischer Beratung heraus, sondern auch aus der eigenen Erfahrung in vor Ort in Iran, wo er lange Zeit gelebt hat. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der Gesellschaft für Sicherheitspolitik (GSP) statt.

 

Herr Kosten sprach über das komplexe politische System des Landes, bei dem die Islam-Auslegung der Mullahs, der führenden Geistlichen des Landes, stets maßgebend sei. So lässt sich beispielsweise die „Reformer-Rolle“ des Präsidenten Hassan Rouhani, welche diesem oft nachgesagt wird, deutlich relativieren. Politische Alleingänge seien unmöglich, zumindest ohne die Zustimmung der politischen Elite des Landes, vor allem die des obersten „Revolutionsführer“ Ali Khamenei.  Durch die Sanktionen im Zuge der Streitigkeiten um das Atomabkommen der islamischen Republik, leide das Land unter den starken wirtschaftlichen Sanktionen. Jedoch seien es auch strukturelle und bürokratische Hürden, vor allem Korruption, welche große Probleme darstellen. Der Iran habe mit einem massiven „Brain-Drain“ zu kämpfen. Das Bildungssystem in den sog.  MINT-Fächern sei gut, Berufsperspektiven jedoch schwierig. Gesellschafts- und Sozialwissenschaften kämpfen mit Zensur und fehlender Wissenschaftsfreiheit. Dennoch merkte Herr Kosten an, genieße das Regime des Landes eine „hohe Zahl an Unterstützern“ seitens der Bevölkerung.

 

Auch wurde über die Situation der Region und die regionale Rolle des Iran gesprochen. Seit der islamischen Revolution von 1979, welche unter bürgerkriegsähnlichen Zuständen das heutige Regime hervorbrachte, werde versucht, deren Grundsätze zu exportieren, so Herr Kosten. Saudi-Arabien, mit seiner wahhabitischen Islamauslegung, tritt hierbei auch aus religiös legitimierten Gründen als Gegner der schiitischen Auslegung der Staatsdoktrin des Iran auf. Die Rolle des Iran stellt sich regional als vielseitig heraus. Während der Iran Einfluss auf die radikalislamische Hisbollah ausübe, ließe sich gleichzeitig auch eine positive Rolle durch die Unterstützung des Irak und auch Afghanistans festhalten, indem die islamische Republik, auch in der Vergangenheit, für Stabilität sorgte. So beherbergt der Iran ca. 2 Millionen afghanische Flüchtlinge.

 

Auch das seit Jahrzehnten belastete Verhältnis zu den USA wurde thematisiert. Die USA spielen, über die aktuellen Spannungen bezüglich des Atomabkommens hinaus, eine „große Rolle im ideologischen Überbau der politischen Elite“ so der Referent. Das Feindbild der USA, vor allem in den Reihen der politischen Elite des Landes vorherrschend, ließe sich unter anderem durch die lange Geschichte der Einflussnahme der Vereinigten Staaten, wie beispielsweise den Sturz des iranischen Präsidenten 1953 erklären. Anhand der Einstellung zu den USA verdeutlichte Herr Kosten, dass die Widersprüchlichkeit zwischen Regime und Lebensrealität im Land „immens“ sei. Denn so seien es vor allem junge Leute, welche eine „extrem positive Einstellung“ bezüglich der USA hätten. 

 

Die Veranstaltung endete mit zahlreichen und sehr unterschiedlichen Kommentaren und Fragen der Veranstaltungsteilnehmer. Herr Kosten konnte hier insbesondere aus der eigenen Lebenserfahrungen berichten, die er selbst im Land machte.