Zu Besuch bei Diehl Defence: Ein Einblick in die Verteidigungsindustrie

Gruppenfoto von allen Teilnehmenden der Hochschulgruppen Frankfurt, Eichstätt sowie München und von Vertreterinnen und Vertretern von Diehl Defence. Copyright © FAUST

Als Ausstatter der Streitkräfte gilt die Verteidigungsindustrie als wesentlicher Akteur in der Ausgestaltung von Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Die Bedeutung eigener Industriefähigkeiten und heimischer Know-How-Träger wird seit dem russischen Angriff auf die Ukraine omnipräsent diskutiert. Doch wie funktioniert eigentlich Verteidigungsindustrie? Wie wirkt sich der Krieg in der Ukraine auf sie aus? Und wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den staatlichen Akteuren?

 

Mit dem Anliegen, einen Einblick in die Strukturen der Verteidigungsindustrie zu bekommen, organisierte FAUST für den 23. Juni 2023 eine Exkursion zum Unternehmen Diehl Defence in Röthenbach a. d. Pegnitz und lud hierfür noch die regionalen BSH-Hochschulgruppen aus Eichstätt und München ein. Dem Ziel der Exkursion folgend, wurde im Vorfeld von Diehl Defence eine breite Agenda aufgestellt. So wurde das Programm dahingehend konstruiert, dass die Teilnehmenden sowohl das Unternehmen als auch seine Produkte, aber auch interne Prozesse in den Arbeitsabläufen sowie die HR-Abteilung in einer kurzen Fragerunde kennenlernen konnten. Während unseres Aufenthalts im Unternehmen erfolgte zugleich ein mittäglicher Besuch der Kantine.

 

So begann am Tag der Exkursion die Vortragsreihe mit der Präsentation der Diehl-Gruppe, ihren einzelnen Teilkonzernen und wie sich der geopolitische Schock der Corona-Pandemie auch auf die Luftfahrtindustrie und damit insbesondere auf den mitarbeiterstärksten Teilkonzern, Diehl Aviation, auswirkte. Auch wurde darauf hingewiesen, dass der Teilkonzern Diehl Defence bereits vor Ausbruch des Krieges gewachsen sei und der Krieg in der Ukraine zu einem spürbaren Umdenken in der NATO und Europa geführt habe. Das in der Ukraine eingesetzte Luftverteidigungssystem IRIS-T SLM wurde exemplarisch genutzt, um uns aufzuzeigen, wie sich die Produktfamilie der IRIS-T – Systeme über die Jahre erfolgreich entwickelt hatte und wie dieses nun einen effektiven Beitrag zur Verteidigung und dem Schutz der Ukraine leiste.

 

Um einen Einblick in interne Arbeitsstrukturen und die weitere Zusammenarbeit zwischen Staat und Industrie zu bekommen, folgte ein Fachvortrag zur Exportkontrolle. Zuvor wurden die Aufgaben und Ziele der Exportkontrolle beschrieben und zugleich erläutert, weshalb diese prozessual in alle Abläufe, von Akquisition bis hin zu Produktion und Auslieferung, eingebunden ist. Dies gab uns einen ersten, guten Einblick in die regulatorischen Anforderungen an die internen Arbeitsabläufe. Anschließend wurde auf die Verbandsarbeit in der Abteilung eingegangen und am Beispiel des nationalen Rüstungsexportkontrollgesetzes veranschaulicht, wie die Zusammenarbeit, der Austausch und die Interessenvertretung der Industrie vollzogen werden. Dabei wurde der Entstehungsprozess des Vorhabens sowie der aktuelle Stand des Erarbeitungsprozesses beschrieben und uns erklärt, wie dieser konstruktiv begleitet werden kann, damit Industrieziele, wie beispielsweise die Beschleunigung von Genehmigungsprozessen und die Sicherstellung von Planungssicherheit, eingebracht werden können.

Nachdem ein erster Einblick in die unternehmerischen Strukturen und Arbeitsprozesse erfolgte, wurde uns aus dem Bereich „Aufklärung und Schutz“ die Produktreihe der HPEM-Systeme (High-Power-Electro-Magnetics-Wirksysteme) vorgestellt. Dabei wurde der zeitliche Projektablauf beschrieben und veranschaulicht, wie der Prozess, von Entwicklung bis hin zu Testung und Vertrieb, in der Praxis aussehen kann. Im Anschluss an eine grundlegende technische Produktbeschreibung und wie durch gezielte Aussendung von Impulsen die Funktion elektronischer Systeme gestört und auf asymmetrische Bedrohungen wie Drohnen oder Kraftfahrzeuge reagiert werden kann, konnte das HPEMcarStop System vor Ort besichtigt werden, was ein Highlight der Exkursion darstellte. Dieses ermöglicht es Polizeikräften, Kraftfahrzeuge zu stoppen, ohne dabei letal einwirken zu müssen.

 

Mit dem System „Libelle“ wurde darauffolgend ein System aus dem Bereich „Intelligente Munition“ präsentiert. Auch hier wurde uns aufgezeigt, wie es zu der Projektidee kam, welche Problemsituationen ausschlaggebend für die Entwicklung waren und welche Lösungen das System nun darauf gibt. So handelt es bei dem System Libelle um ein System zur gezielten Panzerabwehr, dass unter anderem durch seine vereinfachte Bedienbarkeit besticht und sowohl als Wirkmittel gegen aktuelle, als auch künftige gepanzerte Plattformen genutzt werden kann.

 

Grundlegend bestach die Exkursion durch die Bereitschaft und die Offenheit, jederzeit zahlreiche Fragen stellen zu können und miteinander ins Gespräch zu treten. Die transparente Beantwortung von Rückfragen führte schlussendlich dazu, dass der angedachte zeitliche Rahmen überschritten wurde, sich die Veranstaltung jedoch gerade deshalb als sehr produktiv und erkenntnisreich erwies. Wir bedanken uns bei Diehl Defence für den guten und informationsreichen Tag.