FAUST-Stammtisch: X-MAS Edition - ein sicherheitspolitisch turbulentes Jahr 2022

Bei wärmendem Glühwein und frostigen Temperaturen lud der FAUST-Vorstand am 13. Dezember 2022 zum Ausklingen eines sicherheitspolitisch turbulenten Jahres auf den Frankfurter Weihnachtsmarkt beim Römerberg ein. Dabei blickten wir auf die Veranstaltungen der letzten Monate, auf die Projekte des kommenden Jahres und stießen erwartungsvoll auf die Zeitenwende an.
Das Jahr 2022 war geprägt durch eine Vielzahl von sicherheitspolitischen Fragen, die aktueller nicht sein könnten. Dieses Jahr lehrt: Sicherheitspolitik ist omnipräsent. Neue Rahmenbedingungen unterstreichen die Bedeutung eines erweiterten Sicherheitsbegriffs, an dem wir uns bedienen. Insbesondere in dieser turbulenten Zeit gilt unser Engagement als FAUST umso mehr der Diskussion über aktuelle Unsicherheiten und Perspektiven.
Wir danken allen Mitgliedern und Interessierten, die uns dieses Jahr begleitet haben und Teil spannender Vorträge und Diskurse waren. FAUST wünscht allen eine besinnliche, frohe Weihnachtszeit und einen guten Rutsch in das neue Jahr 2023!
AUFSTAND IM IRAN: HINTERGRÜNDE UND PERSPEKTIVEN - EINE KOOPERATIONSVERANSTALTUNG MIT DEM FFGI UND JUNGES FORUM

Was ist da los im Iran – und warum? Mit einem hochspannenden Vortrag konnte Dr. Armin Eschraghi, Dozent an der Goethe-Universität Frankfurt sowie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen, am 07. Dezember 2022 etwas Licht ins Dunkle bringen. Zur Veranstaltung hatte das Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam (FFGI) in Kooperation mit FAUST und Junges Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft eingeladen. Organisation und Moderation übernahm Professorin Dr. Susanne Schröter. Auf dem Podium war auch FAUST und zugleich Junges Forum vertreten.
Der Iran kommt in den letzten drei Monaten nicht zur Ruhe. Kein Tag vergeht ohne Proteste, ohne neue Bilder von Widerstand und Gewalt, die, vor allem über Social Media, auch uns in Europa erreichen. Aber was ist da eigentlich genau los?
Eschraghi zeichnete am Mittwochabend das Bild von einem zutiefst korrupten Land am Rande des wirtschaftlichen Ruins, einem Regime in einer Legitimationskrise und von Sicherheitsorganen, die die Proteste kaum kontrollieren können – aber auch von einer Jugend, die nichts weiter möchte als ein normales Leben in Freiheit.
Zunächst verdeutlichte Eschraghi das Ausmaß der Proteste im Land: Seit 80 Tagen habe es durchgängig Demonstrationen, Streiks und Aktionen des zivilen Ungehorsams gegeben. Über 450 Menschen seien dabei schon von Polizei und Militär getötet worden, die Dunkelziffer liege weit darüber. Dabei reichten Protestformen vom Herausreißen von Schulbuchseiten mit den Portraits der Revolutionsführer bis hin zur Zerstörung von Statuen des Regimes, von dem sich immer mehr prominente Iraner und Iranerinnen distanzierten.
Die letzten Jahrzehnte, in denen der Iran zumeist durch sogenannte Reformer regiert wurde, hätten weder gesellschaftliche noch wirtschaftliche Fortschritte gebracht. Vielmehr sei das Regime reformunfähig, es verunglimpfe und verhöhne Demonstrantinnen und Demonstranten und ihm hinge ein Ruf der Doppelmoral an: Drogenabhängigkeit und Prostitution würden wachsen, befeuert von einer Armutsquote von bis zu 80 Prozent und einer Inflation von 60 Prozent.
Doch wie soll der Westen, soll Deutschland mit dieser Situation umgehen? „Wandel durch Handel“ sei gescheitert, stellt Eschraghi fest. Das Regime in Teheran setze auf Geiseldiplomatie und sein Atomprogramm als Druckmittel. Die Protestierenden im Iran wünschten sich vor allem eines: Dass die Regierungen des Westens aufhörten, das Mullah-Regime zu stützen. Eschraghi glaubt nicht daran, dass die Demonstrationen im Iran wieder aufhören. Und sollten sie Erfolg haben, dann sei die Zukunft des Iran sekulär, demokratisch und friedlich.
Im Anschluss an den Vortrag gab es die Möglichkeit zur Diskussion sowie zum Gespräch bei Häppchen und Wein.
RISIKOMANAGEMENT IM FINANZSEKTOR - RISK’NDRINKS BEI DER STRATEGIEBERATUNG SECORI ADVISORS

Das Feld der Sicherheitspolitik ist weit und vernetzt, das durfte unsere Hochschulgruppe am Donnerstag, den 17. November 2022, bei secori advisors lernen. Auf exklusive Einladung wurde unter dem Motto Risk’nDrinks von Sebastian Troch - Managing Director – ein Workshop zum Risikomanagement im Finanzsektor gehalten. Der vollbesetzte Meetingraum war dabei weit über die angesetzte Zeit und bis in das Pizzaessen hinein Resonanz- und Frageraum. Sebastian Troch und unsere FAUST-Alumni Robin Sander und Jan Fuhrmann standen dabei auch bei nachgelagerten Drinks Rede und Antwort und konnten uns einen fundierten und umfassenden Einblick in das Riskmanagment geben.
Von der ISO Norm 31000, der zugrundeliegenden Analyse- und Anwendungsstruktur, über eine exemplarische Case Study hin zu einigen Lektürehinweisen und Diskussionen zu aktuellen Risiken wurde das volle Spektrum abgedeckt. So wurden nicht nur neue Einblicke gewonnen, sondern auch Inspirationen zur Weiterverfolgung gesetzt.
Wie zentral Riskmanagement nicht nur in der staatlichen Sicherheitsvorsorge und Versorgung, sondern auch in der privatwirtschaftlichen ist, wurde besonders im IT-Kontext deutlich. Redundante Strukturen, Worst-Case-Szenarien oder auch Compliance sind nur einige Buzzwords, die diskutiert wurden. Die Übertragung struktureller Maßnahmen in die Praxis half, der Theorie etwas Handfestes zu geben und das Erlernte und Diskutierte zu kontextualisieren.
Secori, mit dem Logo des Eichelhähers, ist – genauso wie der stilisierte Rabenvogel – immer aufmerksam gegenüber Risiken. Wir freuen uns, dass wir an der dahingehenden Expertise teilhaben durften und den nachhaltig prägenden Workshop sowie den konzilianten Empfang genießen durften.
X. Seminar Wirtschaft & Sicherheit in Berlin: Halbleiter - das neue Öl des digitalen Zeitalters

Der Bundesverband Sicherheitspolitik an Hochschulen (BSH) veranstaltet jährlich Akademien & Seminare, an denen alle Interessierten an Sicherheitspolitik teilnehmen können. Vom 19. bis zum 22. September 2022 ging es im Rahmen des X. Seminars Wirtschaft & Sicherheit nach Berlin. Das diesjährige Thema lautete: "Halbleiter - das neue Öl des digitalen Zeitalters". Unsere Fachgruppe für außen- und sicherheitspolitische Themen (FAUST) war während des X. Seminars auch vertreten. Wir beschäftigten uns mit einer Vielzahl von Themen rund um Halbleiter, darunter:
○ die weltweite und deutsche Halbleiterindustrie, Wertschöpfungsketten und Produktionsverfahren
○ European Chips Act
○ die Rolle Chinas und geopolitische Herausforderungen
Dafür besuchten wir in Berlin die Vertretung der Europäischen Kommission, das Auswärtige Amt sowie den Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Zugleich erhielten wir einen Input von einem Vertreter des Verbands der Elektro- und Digitalindustrie. Des Weiteren reisten wir an einem Tag nach Dresden, um die dort ansässige deutsche Halbleiterindustrie zu besichtigen und uns auszutauschen. Hierbei besuchten wir X-FAB, Silicon Saxony e.V. und das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme (IKTS).
Die Abende ließen wir in gemütlicher Runde im Berliner Nachtleben ausklingen. Auch verschaffte uns das Seminar die Möglichkeit, sich mit den Teilnehmenden und weiteren BSH-Hochschulgruppen aus ganz Deutschland zu vernetzen. In diesem Sinne bedankt sich die HSG Frankfurt - FAUST - ganz herzlich bei den Veranstaltern und allen Teilnehmenden! Wir freuen uns auf weitere, spannende Formate und Projekte!
Sri Lanka im Ausnahmezustand – Eine Kooperationsveranstaltung mit der Friedrich-Naumann-Stiftung
Sri Lanka blickt auf konfliktreiche Wochen zurück. Auf dem Weg, sich gegen den Status Quo zu erheben, steckt das Land in einer wirtschaftlichen und politischen Krise. Das alltägliche Leben ist geprägt von Engpässen und Protesten. Um den Fragen nachzugehen, wie es zu der drastischen Lage vor Ort kommen konnte und welcher Zukunft Sri Lanka entgegensteuert, fand am 21. Juli 2022 unsere Kooperationsveranstaltung mit der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit im hybriden Format statt. Dafür traten wir mittels Videokonferenz in den Dialog mit Wolfgang Heinze, dem Büroleiter der Friedrich-Naumann-Stiftung in Sri Lanka. Aus Colombia, der Hauptstadt Sri Lankas, zugeschaltet, schilderte er uns seine persönlichen Eindrücke vor Ort und sicherheitspolitischen Implikationen.
Bei der Frage, wie es um die Demokratie steht, sprach Heinze von großen Instabilitäten. Eine Vielzahl von Krisen treffe das Land. Grund dafür sei unter anderem der Umbau der Landwirtschaft in Richtung ökologische Bewirtschaftung, der mit einem Importstopp für Düngemittel einhergegangen sei. Nun sehe sich Sri Lanka mit Versorgungsengpässen im Bereich der landwirtschaftlichen Erzeugnisse konfrontiert. Gleichermaßen würden Exporte nicht mehr ausreichend bedient werden. Mit der steigenden Not werde der Ruf und Bedarf nach einer Neuausrichtung der Politik immer größer.
Schnell müssen Heinze zufolge schmerzhafte Reformen her, damit die Schlangen an den Tankstellen kürzer und Lösungen für die aktuelle Stromknappheit gefunden werden. Auch hänge die politische und wirtschaftliche Zukunft Sri Lankas von den kommenden IWF-Verhandlungen ab. Besonders wichtig sei dabei, die Bevölkerung stets mitzunehmen. Die Hoffnung auf Überbrückungshilfen bestehe nur dann, wenn der neue Staatspräsidenten Ranil Wickremesinghe dauerhaft Stabilität schaffen kann. Des Weiteren würden China und Indien die derzeitigen Entwicklungen in Sri Lanka genaustens beobachten. Indien besitze ein besonderes Interesse an der innenpolitischen Stabilität des Nachbarstaates, weswegen Indien Sri Lanka mit Hilfslieferungen unterstütze.
Doch sieht die Zukunft Sri Lankas so düster aus? Heinze ist der Meinung, dass Sri Lanka in 20 Jahren in Südasien an der Spitze stehen könne. Was es dafür benötigt? Das Einkehren von Normalität und tiefgreifende Reformen.
Die Online-Veranstaltung könnt ihr euch nachträglich hier anschauen.
Stammtisch mit Input zur deutschen Entwicklungszusammenarbeit

In gemütlicher Runde fand am 05. Juli 2022 unser FAUST-Stammtisch im Sommergarten der Goethe-Universität Frankfurt statt. Hierbei gab uns der ehemalige BSHler Johannes Kummerow einen Input zur Arbeit und zu den Tätigkeitsfeldern der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), die in Eschborn ansässig ist. Wir sprachen über die Auftraggeber der GIZ, thematisierten ihre Projekte in den Bereichen Digitalisierung und Umwelt und diskutierten über derzeitige Herausforderungen. Insbesondere das chinesische und russische geopolitische Engagement wird Kummerow zufolge den Wettbewerb der Systeme auch in der internationalen Zusammenarbeit verstärken. Die Länder des Globalen Südens würden dabei zu umworbenen strategischen Partnern werden. Auch argumentierte Kummerow für eine stärkere entwicklungspolitische Kohärenz und Koordinierung Deutschlands mit der Europäischen Union (bspw. im Rahmen des Team Europe Ansatzes und des Global Gateways). Nach Abschluss des Inputs und unserer darauffolgenden Diskussions- und Fragerunde ließen wir den Abend gemeinsam ausklingen. Wir bedanken uns ganz herzlich bei Johannes Kummerow für seinen Input und blicken gespannt auf die zukünftige entwicklungspolitische Ausrichtung Deutschlands!
Mitgliederversammlung und Vorstandswahl 2022

Am 23. Mai 2022 fand unsere Mitgliederversammlung und Vorstandswahl statt. Wir tauschten uns in gemütlicher Runde an der Goethe-Universität über die Veranstaltungen der letzten Monate, des letzten Jahres 2021 sowie über unsere Projekte der nächsten Monate aus. Anschließend wählten wir den neuen FAUST-Vorstand. Calvin Löw und Franzisca Lubba, die bereits zuvor Teil des FAUST-Vorstandes waren, bleiben dem neuen Vorstand als erster Vorsitzender und zweite Vorsitzende erhalten. Neu im Team sind Johannes Bogatz als dritter Vorsitzender, Magnus Kliebisch als vierter Vorsitzender und Angelika Klaus als fünfte Vorsitzende. Unser Vorstand bleibt uns daher in derselben Größe erhalten. Wir verabschieden Janis Wendland, Robin Sander und Janis Müller-Späth aus dem alten Vorstand, bedanken uns für ihr langjähriges Engagement bei FAUST und freuen uns, dass sie der Fachgruppe als Mitglieder erhalten bleiben!
Hochschulgruppenseminar in Köln 2022

Beim Hochschulgruppenseminar 2022 in Köln, ausgerichtet vom Bundesverband Sicherheitspolitik an Hochschulen (BSH), durften wir viele neue Erfahrungen und Ideen mitnehmen. Zur Vernetzung zwischen den Hochschulgruppen und vor allem auch zum Lernen und sich verbessern, trafen sich Vertreter und Vertreterinnen der Hochschulgruppen am Wochenende vom 13. bis 15. Mai 2022 in Köln. Neben intensiven Workshops, einem Input Vortrag und vielen tiefen Gesprächen netzwerkten wir am nahgelegen Rhein. Der sicherheitspolitische Input-Vortrag mit Johannes Kummerow von der Berater Gruppe Strategie und ein Moderations- und Rethoriktraining von unserem Alumni Netzwerk e.V. vervollständigten das Programm. Wir durften mit unseren Freundinnen und Freunden und Kolleginnen und Kollegen der Hochschulgruppen aus ganz Deutschland neue Ideen mitnehmen und freuen uns, nun frisch in die post Corona Zeit zu starten.
Ein Land im Chaos! Welche Zukunft hat Kasachstan?
Am 26. Januar 2022 fand unsere Online-Kooperationsveranstaltung mit der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit zur Zukunft Kasachstans statt. Im Gespräch mit Moderatorin Dr. Gesine Dornblüth widmeten sich Dr. Andrea Schmitz von der Stiftung Wissenschaft und Politik und Ute Kochlowski-Kadjaia, Leiterin des Stiftungsbüros der Friedrich-Naumann-Stiftung in Moskau, den Hintergründen der Proteste, den geopolitischen Implikationen des Konflikts in der früheren Sowjetrepublik und dem innenpolitischen Machtkampf zwischen Präsident Tokajew und Ex-Präsident Nursultan Nasarbajew. Denn was als friedliche Proteste gegen steigende Gaspreise in der Stadt Zhanaozen begann, zog schnell die Augen der gesamten Welt auf das flächenmäßig neuntgrößte Land der Erde. Die Demonstrationen, die auch in die ehemalige Hauptstadt Almaty übergriffen, hatten unter anderem den Rücktritt der Regierung, ein Recht auf Versammlungsfreiheit und die direkte Wahl regionaler Gouverneure zum Ziel.